„A Mediaval Arabic Debate on the Metaphysics of Nature“
Journal of the History of Ideas 4/2000
Kukkonens Aufsatz hat drei interessante intellektuelle Anliegen. Zum einen macht sie den Leser mit einer spannenden metaphysischen Debatte zwischen dem Philosophen Averroes und dem Theologen Abu Hamid al-Ghazali bekannt. Beide tragen ihre Differenzen auf einem hohen logischen und argumentativen Niveau aus, das in der heutigen nicht-analytischen Diskussion nur noch selten anzutreffen ist.
Zweitens stellt sie höchst aufschlussreiche Bezüge zu aktuellen naturphilosophischen Debatten her, beispielsweise der Suche nach der „grand unified formula“ (theory of everything), also der Frage, ob es eine Theorie geben kann, die alles (im physikalischen Sinn) erklärt:
This has been said flatly to contradict Gödel’s incompleteness theorem, which states that any consistent formal system rich enough to contain arithmetic is necessarily incomplete, i.e., that not all true propositions expressible in it can be proved from its axioms. If the theorem is right (and it is) and the world needs for its expression a system of at least the strength of arithmetic (which seems likely), then the world contains features (actual or possible, it makes no difference) not deducible from the system. [S. 549]
Drittens schließlich beschäftigt sich Kukkonen am Rande auch mit der Frage, in welcher Epoche die Wurzeln des modernen Weltbilds liegen. Es spricht nach den neueren Forschungen immer mehr dafür, diesen geistesgeschichtlichen Einschnitt partiell von der Renaissance zurück ins Mittelalter zu verlegen, weil bereits damals wichtige geistige Konzepte der Neuzeit entwickelt worden seien. Als ein Beispiel dafür – die Beschäftigung mit möglichen Welten – kann die Autorin diese Debatte anführen.