Nein, es soll hier nicht von der Wiener Fassbinder-Retrospektive die Rede sein, sondern von Reich-Ranicki, der gestern im ZDF „solo“ seiner literarischen Beschränktheit freien Lauf ließ, und Robert Musil zu seinem Thema erkor. Nun weiß man es, dass R.-R. auch schon in der Blüte seiner Jugend nicht in der Lage war, den intellektuellen Gehalt des „Mann ohne Eigenschaften“ zu erfassen, und nicht alle Menschen werden im Alter weiser. So ließ er sich gestern zwar ausführlich in die Kamera schniefend über die rührende Liebe von alten Männern zu jungen Mädchen aus, während er Musil in ein paar Sätzen abkanzelte, deren geistige Flachheit sich indirekt proportional zur ästhetischen Qualität des MoE verhält.