Wer glaubt, die schlimmsten methodischen Auswüchse der Hermeneutik gehörten inzwischen der Vergangenheit an, sollte besser nicht zu „How Milton Works“ greifen, dem jüngsten Opus des amerikanischen Star-Literaturwissenschaftlers Stanley Fish.
In der New York Review of Books 12/2002 zeigt sich John K. Leonard über dessen Vorgehensweise sehr verwundert*:
His chief instrument for doing this is a bizarre close reading that claims to find hidden meanings […] Most of Fish’s claims about Milton’s alleged puns […] are unconvincing and some just plainly preposterous.
Wenn Fish Verszeilen für seine Interpretation störend findet, erklärt er sie zum „pun“, einem Wortspiel, das eigentlich etwas völlig anderes meint:
But Fish writes that Milton’s words „cannot mean“ what they say; instead they must mean what Fish wants them to mean, even though the price of his lexical wrenching is that some words mean nothing at all […] The problem is that this method is to convenient. Whenever a difficulty arises in Milton’s texts, Fish triumps it by claiming to find not very credible puns.
Die Literaturwissenschaft wird methodisch erst dann erwachsen** sein, wenn solche Lächerlichkeiten unmöglich sind.
* Der Artikel ist mittlerweile Teil des kostenpflichtigen Archivs der NYRB.
** Link führt auf einen Auszug meiner Dissertation