Man kann der Trivialliteratur vieles vorwerfen, das Größte ihrer Verbrechen ist zweifellos, dass sie das Talent von Balzac beeinträchtigt hat: Das jahrelange Schreiben von Dutzendware hat sich auf viele seiner Werke durchgeschlagen.
In „Pierette“ beispielsweise wird die Grenze zur Sentimentalität, diplomatisch formuliert, gelegentlich gestreift. Eine durchdachte Romankonstruktion gibt es kaum, der Roman setzt in mehreren langen, linearen Rückblenden an, um die Vorgeschichte zu erzählen. Ziemlich spät erst, wird das eigentliche Thema des Buches begonnen.
Das ungeheure Talent Balzacs zeigt sich daran, dass er trotz allem ein lesenswertes Buch geschrieben hat. Sein psychologisches Einfühlungsvermögen, die Schärfe seiner Figurenzeichnung, und schließlich das realistische, unsentimentale Ende, der Tod des misshandelten Kindes Pierrette, belegen das mehr als genug.
Balzac: Pierette (Insel Taschenbuch)