Ian Hacking: Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaften

Man muss dem Reclam Verlag dankbar sein, dass er wenigstens ab und zu Werke analytischer Philosophen verlegt, sonst sähe der deutschsprachige Büchermarkt hier noch düsterer aus. Der Titel allerdings ist schlecht übersetzt: „Representing and Intervening. Introductory Topics in the Philosophy of Natural Science“ ist deutlich treffender.

Im Zentrum des Buches steht die Frage nach dem wissenschaftlichen Realismus: Gibt es die Entitäten wirklich, welche wissenschaftliche Theorien und Modelle beschreiben? Im ersten Teil wird dem Leser ein Panoptikum der wissenschaftstheoretischen Diskussion der letzten Jahrzehnte geboten, nicht ohne Rückgriff auf die Philosophiegeschichte und historische Beispiele aus den Naturwissenschaften. Hacking macht keinen Hehl daraus, dass er diese rein theoretischen Debatten für nicht sehr fruchtbar hält, auch wenn er immer wieder gute Argumente für die realistische Position bringt.

Kern des Buches ist der zweite Teil, in dem es um die konkrete Einflussnahme der Wissenschaft auf die Wirklichkeit geht. Hackings These, etwas vereinfacht: Was man gezielt beeinflussen kann, muss real sein. Er bringt eine Fülle von wissenschaftshistorischen Beispielen, um das zu verdeutlichen. Er hat auch Interessantes zum Beobachtungsbegriff zu sagen und weist berechtigterweise auf die (semantische) Sinnlosigkeit des beliebten Vorwurfs „Alle Beobachtung sei theoriegeladen“ hin. Besonders ausführlich und ungewöhnlich für eine philosophische Studie ist sein detailliertes Kapitel über Mikroskope.

Das Buch ist solide und interessant, Argumente für wissenschaftlichen Realismus kann es ja nicht genug geben. Andererseits wünscht man sich ab und zu, Hacking würde mehr auf den Punkt kommen und konziser argumentieren.

Ian Hacking: Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaften (Reclam UB)

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