Neil LaBute: das maß der dinge

Akademietheater 16.10.
Regie: Igot Bauersima
Adam: Daniel Jesch
Evelyn: Johanna Wokalek
Jenny: Dorothee Hartinger
Phillip: Raphael von Bargen

Nach traditionellen Kriterien ein gutes Stück, das in bester amerikanischer Theatertradition steht: Beziehungsstück, intelligente und witzige Dialoge, psychologisch interessante Figuren, gelungene Pointe am Ende. Schauspielerisch und inszenatorisch war die Aufführung auf hohem Niveau, ein gelungener Theaterabend könnte man meinen.

Aber? Der Haken liegt im Stoff, denn wie schon in Yasmina Rezas Erfolgsstück „Kunst“ (eine Freundschaft zerbricht am Kauf eines teueren „Gemäldes“, das nur aus weißer Leinwand besteht) durchziehen ästhetische Fragestellungen das Stück, deren Profundität teilweise zu wünschen übrig lassen. LaBute fürchtet sich offenbar, das Kunstthema in der gebotenen Komplexität anzugehen, was dem Erfolg des Stückes wohl auch abträglich gewesen wäre. So bleibt dieser Themenstrang vor der Pointe ziemlich dünn. Diese ist durchaus gelungen: Es stellt sich nämlich heraus, dass die Kunststudentin Evelyn die zahlreichen Veränderungen, die sie bei ihrem neuen Freund Adam auslöst (vom schüchtern-verschrobenen Anglistikstudenten zum selbstbewussten und durchtrainierten „Frauenheld“), als Kunstprojekt geplant war, und Adam für sie nicht mehr als eine lebendige Skulptur war, die sie formte.

Originell ausgedacht und handwerklich meisterhaft durchgeführt, bleibt doch ein fader Geschmack zurück: Die moderne (bzw. die avantgardistische) Kunst auf diese Weise vorzuführen hinterläßt den Verdacht, dass es weniger um die Sache selbst geht, sondern dass hier – gewollt oder nicht – populistische Ressentiments bedient werden.

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