Bergman-Retrospektive: Fazit

Filmmuseum Wien: Begleittext Teil 1 und Teil 2

Es war ein interessantes Rezeptionsexperiment: 21 Filme eines Regisseurs in knapp zwei Monaten. Viel Zeit für ein ästhetisches Genre, das für mich eigentlich nur eine untergeordnete Rolle spielt, da ich Literatur, klassische Musik und Kunst dem Film vorziehe. Das liegt vermutlich daran, dass die Kommerzialisierung hier besonders weit fortgeschritten ist, und künstlerisch herausragende Filme im Vergleich zur Popcornware nur einen kleinen Bruchteil darstellen. Mehrere Filme pro Woche vom selben Regisseur zu sehen, hat einen aufschlussreichen Effekt: Wie beim Lesen eines langen Romans setzt man sich in regelmäßigen Abständen derselben Kunstwelt aus, was ja der üblichen „2-Stunden-Rezeption“ von Filmen entgegengesetzt ist.

Ingmar Bergman hat wie nur wenige dazu beigetragen, nach 1945 den Film als seriöse Kunstsparte zu etablieren. Ein überzeugender persönlicher Stil, kompromisslose Themen, keine Rücksicht auf den sogenannten Geschmack des Publikums trugen das ihre dazu bei. Wie viele herausragende Künstler variiert er in vielen Werken dieselben Themen und Fragestellungen, um eine immer überzeugendere Bearbeitung seiner Stoffe zu versuchen. Bergman scheitert mit einigen seiner Experimente (in „Schreien und Flüstern“ etwa), aber das ist legitimer Teil eines künstlerischen Entwicklungsprozesses.

Bergmans Monomanie und Besessenheit in ästhetischen und existentiellen Fragen, übt eine so große Faszination aus, dass man versucht ist, sein Gesamtwerk wie eine große Symphonie wahrzunehmen: Wenige Themen werden brillant, vielfältig, aber zwingend durchgeführt. Keine klassische Symphonie allerdings, denn eine Auflösung der ästhetischen Spannung in einer Harmonie wird dem Zuschauer nicht geboten, zumindest nicht in seinen besten Werken.

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