Roman. Deutsch von Arno Schmidt
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Kurz zögerte ich, einen neunhundertseitigen Roman zu beginnen. Schließlich sagte ich mir: Wenn Arno Schmidt sich die Zeit nimmt, diesen Schmöker zu übersetzen, habe ich mir gefälligst die Zeit für die Lektüre zu nehmen.
Eine gute Entscheidung, denn das Buch stellte sich schnell als hervorragend zu lesender Roman heraus, mit vielen klassischen Ingredienzien des viktorianischen Romans (angereichert mit Elementen der gothic novel). Prall gezeichnete Figuren bevölkern die Handlung rund um eine raffinierte Erbschaftsintrige. Besonders gelungen ist Graf Fosco, der den brillanten Bösewicht gibt. Zur Qualität des Buches trägt bei, dass Collins viktorianische Klischees souverän hinter sich lässt: Marian Halcombe als engagierte und selbständig handelnde Frau entspricht so ganz und gar nicht dem Frauenbild der Zeit.
Arno Schmidts Übersetzung zu lesen ist eine Freude, und man frägt sich, ob es sich hier nicht um einen der seltenen Fälle handelt, wo die Übersetzung besser als das Original ist.