Mir schien der akademische Kniefall vor Michael Foucaults Schriften immer schon ein besonders gelungenes Symptom kollektiver Denkschwäche zu sein. Bestätigt wird das von einem instruktiven Aufsatz Jörg Laus, der ausführlich die Bewunderung des originellen Meisters für die iranische Revolution analysiert*:
Der Analytiker der Macht verwandelt sich in den Apologeten einer Machtergreifung, die ihren langen Schatten bis in unsere Gegenwart fallen läßt. Foucault, der Alleszermalmer, der die heiligen Worte der westlichen politischen Philosophie – Demokratie, Fortschritt, Humanität, Freiheit – zertrümmert hat, besingt den Auftritt des Islamismus auf der Bühne der Weltpolitik als »einen Versuch, der Politik eine spirituelle Dimension zu verleihen«. Man sollte meinen, daß das Schauspiel dieser Konversion – vom »Zerstörer der Evidenzen« zum Vorbeter des Gottesstaates – unter den zahlreichen Foucault-Exegeten einiges Interesse erregt hätte. Denn die Liste der Tyrannophilen unter den Intellektuellen des letzten Jahrhunderts ist zwar lang. Aber die strategische Allianz dieses Meisterdenkers mit dem Ajatollah ist selbst unter all den traurigen Geschichten des letzten Jahrhunderts etwas Besonderes.
* Der Essay ist mittlerweile leider nicht mehr online.