Stift Klosterneuburg

3.5.

Die Augustiner verwandelten das Stift nahe bei Wien im Laufe der Jahrhunderte in ein florierendes Wirtschaftsunternehmen. Pro Jahr werden hier immer noch mehrere hunderttausend Hektoliter Wein umgesetzt. Ein Buch, das dringend geschrieben werden müßte (so es noch nicht getan wurde), wäre eine Wirtschaftsgeschichte religiöser Institutionen. Von den ägyptischen Tempeln über die griechischen Orakel bis zu den europäischen Klöstern handelte es sich ja meist um hochprofitable ökonomische Institutionen. Diese aufschlussreiche Perspektive darf man bei religionsgeschichtlichen Betrachtungen nicht vernachlässigen.

Das Stift selbt besteht aus einer gotischen Kirche samt angebauten Barockbau (von Maria Theresia beauftragt und eingerichtet, jedoch nie bezogen). Der Barockbau enthält die unbenützte Originaleinrichtung. Aus konservatorischer Sicht sind unbewohnte Wohnungen offensichtlich ideal, wovon nicht zuletzt die Farbpracht eines kolossalen Deckengemäldes Zeugnis ablegt.

Ebenfalls in diesem Flügel untergebracht ist das Stiftsmuseum, das überraschend viele hochkarätige Kunstwerke besitzt. So hängen dort vier Bilder des achtzehnjährigen Egon Schiele ebenso wie einige schöne Stücke der Donauschule. Bemerkenswert auch ein Raum mit Bildern des mir bis gestern unbekannten Malers Rueland Frueauf der Jüngere (1470-1545), die einen überraschend frischen und originellen Eindruck hinterlassen. Der Bestand überlebte den 2. Weltkrieg unbeschadet: Die Kunstwerke versteckte man im dritten Kellerstock des Weinkellers. Die russischen Soldaten soffen sich aber nur bis zum 2. Kellerstock vor, weshalb alles erhalten blieb.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

code