Geoffrey Chaucer: Die Canterbury Erzählungen (5)

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Für die märchenhafte Erzählung von Knappen gibt es laut Martin Lehnert kein bekanntes Vorbild, auch wenn ein solches anzunehmen sei. Aufgefallen ist mir der Versuch, den Zauberspiegel rational zu erklären:

Drauf meint ein anderer, ganz natürlich gehe
Das zu, nur durch die Winkelkonstruktion
Und klug berechnete Reflexion,
Genau so einer sei in Rom zu sehen.

[V. 363ff.]

Was man nicht kennt, könne magisch wirken:
So wundert mancher sich beim Donner sehr,
Bei Nebel, Spinngewebe, Ebbe, Flut,
Bis er den Grund erfährt, dann ist es gut.

[V. 256ff.]

Hübsch gesagt, nur im Märchenkontext eigentlich sehr unpassend.
Die Erzählung des Gutsbesitzers strotzt nun wieder mit Didaktik und steht in einem auffälligen Kontrast zu den früheren negativen Ehegeschichten. Hier wird dem Leser nach gerade ein Musterbeispiel ehelicher Tugend vorgeführt, samt happy end. Ansprechend allerdings, dass Gott der Konfusion bezichtigt wird:

„Ewiger Gott, der du mit Vorbedacht
Die Welt uns lenkst durch deine große Macht,
Unnützerweise schufst du nichts am Ende.
Doch diese grausig schwarzen Felsenwände
Sind wohl Gebilde der Verwirrung nur,
Kein schönes Werk, an welchem wir die Spur
Von deiner weisen Schöpferhand gewahren,
Wie konntest du so unbedacht verfahren?
[…]“
[V. 865ff.]

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