Der globale Wikipeadia Enthusiasmus, den die Konferenz in Frankfurt auslöste, trägt teilweise seltsame Züge. Die Idee eines kostenlosen Nachschlagewerks für alle ist zweifelsfrei sehr attraktiv. Fraglich ist allerdings, ob die Informationskompetenz der Nutzer durch solche Projekte gesteigert wird. Spreche ich mit befreundeten Universitätslehrern wird mir einvernehmlich Folgendes gesagt: Die Recherche von Studenten beschränke sich zunehmend auf das Internet. Auf die Idee, dass man sich in Bibliotheken mit qualitativ hochwertigen Informationen versorgen könnte, kommen viele gar nicht mehr. Frei nach dem Motto: Was Google nicht kennt, gibt es nicht.
Werden nun Informationen im Internet gefunden, werden diese schnell für bare Münze genommen, egal ob es sich um die Fanseite eines Teenagers oder um eine Universitätsseite handelt. Eine der wichtigsten akademischen Kompetenzen, nämlich die Bewertung von Informationen und deren Quellen bleibt damit auf der Strecke.
Während in renommierten Lexika meist langjährige Kenner der Materie die Artikel verfassen, kann in der Wikipedia jeder Anfänger lexikalisch tätig werden. Ich führte in den letzten Wochen ein kleines Experiment durch und baute in einigen Artikel kleinere „Fehler“ ein, z.B. in geograpischen Artikel einmal 8000km statt 7000km und ähnliche „Kleinigkeiten“. Bemerkt wurden diese Änderungen in den meisten Fällen nicht. Inzwischen habe ich die Fehler wieder korrigiert. Die Konsequenz liegt aber auf der Hand: Vor allem kleinere Fehler werden nicht so schnell bemerkt, weshalb die Wikipedia eine Informationsqualität hat wie eine durchschnittliche Googlesuche: Ohne Quellenkritik sind die Informationen für seriöse Zwecke nicht verwendbar.