Englisches Audiobook, ca. 9h; Recorded Books bzw. Random House Paperback (Amazon Partnerlinks)
Einen aktuellen Roman komplett zu hören war eine neue Erfahrung für mich. Im ersten Moment scheint die literarische Beurteilung von etwas Gehörtem schwieriger zu sein, wenn man die Kritik von Gedrucktem gewöhnt ist. Man freundet sich aber schnell mit der neuen Rezeptionssituation an.
Der Romans spielt während des ereigniserreichen 15. Febuars 2003 in Lodnon, an dem eine riesige Demonstration gegen den Irakkrieg statt fand. Geschildert wird dieser Tag anhand der Erlebnisse des Neurochirurgen Henry Perowne. Wenn jemand Tag für Tag Hirnoperationen durchführt, führt das zu einer bestimmten Weltsicht, die zu teilen einen nicht unbedeutenden Reiz des Werks ausmacht.
McEwan beherrscht sein Romanhandwerk perfekt, allerdings beschränkt er sich auf klassische Erzähltechniken. Obwohl die Erzählperspektive es anböte, verwendet er keinen Inneren Monolog. Erlebte Rede wird eingesetzt, hauptsächlich wird die Erlebniswelt des Protagonisten jedoch von außen beschrieben. Der Ablauf des Samstags wird oft durch geschickt eingesetzte Vor- und Rückblenden durchbrochen, so dass man am Ende des Romans wesentlich mehr über die Figuren weiß als der Ausschnitt eines einzigen Tages erwarten ließ.
Kritisch läßt sich anmerken, dass die Familie Perowne etwas zu perfekt angelegt ist. Der Sohn ein aufstrebender Bluesmusiker, die Tochter eine begabte Lyrikerin, der Großvater ein bekannter Poet…
Bewertet man „Saturday“ innerhalb des Genres realistischer, gegenwartsbezogener Roman, so muss man von einem ausgesprochen gelungenen Buch sprechen.