Berliner Staatsoper 28.10.
Musikalische Leitung: Dan Ettinger
Regie: Doris Dörrie
Vernichtende Kritiken musste Döris Dörrie für ihre ersten Operninzenierungen einstecken. Sie verstünde nichts von Musik und solle sich auf Dinge beschränken, von denen sie etwas verstünde, meinten die Großfeuilletons. Entsprechend skeptisch betrat ich die Berliner Staatsoper. Dörrie verlegte die Oper in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts, stattete die Protagonisten und die Bühne entsprechend aus, selbst Hippies fehlten später nicht. Das könnte nun hochgradig peinlich sein. Statt dessen ist Aufführung ausgesprochen witzig und voller Selbstironie. Man sieht und hört gerne zu. Eine gelungene Regietheaterleistung.
Musikalisch überzeugte ein ziemlich junges Team an Solisten. Auch die Musiker und der Dirigent sind jünger als man das in anderen Opernhäusern gewohnt ist, und als regelmäßiger Besucher der gut dotierten Wiener Institutionen sieht man auf der Galerie der Berliner Staatsoper den Pleitegeier sitzen und vergnügt Mozart hören …
Das Orchester spielte auf historischen Instrumenten, was klanglich durchaus interessant war. Ästhethisch stellt man sich aber die Frage, warum bei der musikalischen Aufführungspraxis höchster Wert auf (vermeintliche) Authentizität gelegt wird, auf der Bühne jedoch alles möglich sein darf. Offenbar gibt es hier unterschiedliche Maßstäbe. Der Aufführung hat es nicht geschadet und das ist die Hauptsache.