Akademietheater 4.11.
Regie: Thomas Langhoff
Erika: Dorothee Hartinger
Hermann: Ignaz Kircher
Jasmin: Sylvie Rohrer
Anton: Johann Adam Oest
Welcher postpubertäre Drang nach Sinnsuche mag in die Programmmacher des Akademietheaters gefahren sein? Nach Jonkes „Versunkener Kathedrale“ und Franzobels „Wir wollen den Messias jetzt“ ist schon wieder Religion angesagt. Neununddreißig Kritiker wählten „Der Bus“ zum Stück des Jahres 2005 und man ist froh, dass man die anderen Stücke nicht sehen musste, sollte Bärfuss‘ Stück wirklich das Beste sein.
Nun war ich immer schon der Meinung, dass Heilige auf der Bühne eine Garantie für schlechtes Theater sind. Die Peinlichkeit von Schillers „Jungfrau von Orleans“ ist ein Beleg dafür. Die Stoffe für spannendes Gegenwartstheater liegen auf der Straße, es besteht kein Grund für verquaste religiöse Sinnsuche auf dem Theater. Das diese in der letzten Szene ironisiert wird, ändert daran nichts. Vermutlich nimmt man das Stück als Ausdruck der neuen religiösen Popkultur. In (vermeintlichen) Krisenzeiten greift man ja gerne auf sie zurück anstatt nüchtern Ursachenforschung zu betreiben.
Das Stück hat durchaus ambivalente Züge, was aber an der Kritik des Sujets nichts ändert. Besonders ärgerlich ist die Vergeudung von brillanten Schauspielern. Kirchner, Hartinger und Kollegen holen sehr viel aus dem Stück heraus. Was könnte dieses Ensemble nicht mit einem richtigen Stück machen?