Der wirkliche Liebhaber von Büchern muß sie gar nicht alle gelesen haben. Wichtig ist, daß man weiß: Es gibt dieses oder jenes Buch und man hat es zur Verfügung – für die Zukunft.
(Umberto Eco)
Die Änderungen im Leseverhalten schlagen sich auch im Umgang mit meiner Privatbibliothek nieder. Mein Ziel ist es nach wie vor, eine vorzügliche Arbeitsbibliothek aufzubauen, welche die wichtigsten Klassiker zum Gebrauch vorhält. Inzwischen beläuft sich die Zahl der Bücher auf ca. 5100. „Arbeitsbibliothek“ ist ein wichtiges Stichwort: Wenig Verständnis habe ich für Sammler, die ihre Bücher wie Schätze hüten, und bereits nervös werden, wenn man ihre Heiligtümer nur ansieht. Wer Bücher wie Reliquien behandelt, kann ebenso gut Bierdeckel sammeln. Für mich dienen Bücher ausschließlich als Werkzeug für diverse Zwecke. Sie sind in erster Linie Kommunikationsmittel in der zeitlosen Republik der Bücher. Natürlich behandele ich sie auch schonend, insofern es Sinn macht. Anstreichungen und Kommentare mit Bleistift sind aber ebenso an der Tagesordnung wie das Einkleben von Indexstreifen, um das Auffinden wichtiger Stellen zu erleichtern. Wird ein Exemplar „zerlesen“, was sehr selten vorkommt, wird ein Ersatz angeschafft.
Die wiederholte Beschäftigung mit Klassikern spricht gegen Taschenbücher. Deshalb kaufe ich, wenn immer möglich, gute gebundene Exemplare. Findet sich ein Titel gebraucht im Amazon Marketplace, bei Booklooker oder im Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher, desto besser. Sukzessive ersetze ich deshalb auch vorhandene Taschenbücher durch Leinenbände. Zwei Werkausgaben habe ich gerade subskribiert: Die große neue Ausgabe der Werke Thomas Manns sowie die bei Suhrkamp publizierte, sehr schöne Edition der Werke des Thomas Bernhard.
In den letzten Jahren verschob sich das Verhältnis von Gegenwartsliteratur zu Klassikern hin zu letzteren. Es fällt mir auch zunehmend leicht, mich von „nichtklassischen“ Titeln zu trennen. Hob ich früher so gut wie alles auf, frei nach dem Motto: „Man weiß ja nie, ob man ein Buch germanistisch oder literaturkritisch noch mal benötigt“, steht nun der Qualitätsaspekt im Mittelpunkt. Schlechte oder mittelmäßige Bücher sind Platzverschwendung. Bei Bedarf kann man sie sich auch leicht wieder besorgen.
Meine Bibliothek hat also einen deutlichen Klassikerschwerpunkt. Daneben gibt es nach wie vor viel Literatur nach 1945 und Gegenwartsliteratur. An zweiter Stelle steht germanistische und philosophische Fachliteratur sowie historische Bücher. Schließlich folgen naturwissenschaftliche, „musikalische“ und kunsthistorische Titel. Für eine Arbeitsbibliothek unabdingbar sind Lexika. Eine Encyclopaedia Britannica aus dem Jahre 1997 nimmt den prominentesten Platz ein, flankiert durch eine Reihe von historischen Großlexika, so die berühmte 11. Auflage der Britannica (1911), die zweite (1861ff.) und sechste. Auflage (ca. 1908) des Meyer. Flankiert von kleineren historischen und aktuellen Nachschlagewerken.