Wer am Aufbau einer umfassenden Privatbibliothek interessiert ist, legt mit der Britannica einen soliden Grundstein. Ich verwende die „EB“ seit fast 10 Jahren regelmäßig. Sie hat sich zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel entwickelt. Während deutschsprachige Lexika wie der Brockhaus sich „nur“ zum schnellen Nachschlagen eignen, handelt es sich bei der Britannica um eine echte Enzyklopädie. Dem Brockhaus entspricht die Micropeadia: Zwölf Bände mit vielen Stichworten. Intellektuell spannender jedoch ist die Macropaedia, welche in teilweise sehr umfangreichen Artikeln (Buchlänge!) das wichtigste Wissen der Welt präsentiert. Dieser Teil ersetzt eine Fülle von Standardwerken aller Fächer und damit eine kleine Bibliothek. Das Wissen wird meist nicht nur präsentiert, sondern auch auf einer Metaebene diskutiert. Wenn es divergierende Theorien gibt, wird das klar gesagt. Der Leser wird als erkenntnistheoretisch mündiges Subjekt verstanden.
Der Schwerpunkt des Gebotenen liegt auf gut etabliertem Grundlagenwissen. Das hat den Vorteil, dass eine Britannica nicht so schnell veraltet. Für brandaktuelle Informationen gibt es ohnehin eine Fülle anderer Quellen.
Dreh- und Angelpunkt dieses Unternehmens ist ein Band mit dem Titel Propaedia, welcher systematisch das Wissen einteilt und die Britannica inhaltlich erschließt. Die Nützlichkeit dieses Bandes läßt sich am besten durch ein Beispiel zeigen. Angenommen, man interessiert sich für japanische Autoren. Wie soll man im Brockhaus nun die Artikel zu allen japanischen Autoren finden, wenn man deren Namen nicht kennt? In der Propaedia findet man am entsprechenden Ort eine Liste mit allen enthalten Artikeln über ein Thema und kann sich systematisch durch die Enzyklopädie lesen.
Schließlich gibt es noch zwei Indexbände zum Auffinden von sehr granularem Wissen. Damit ist die Britannica ohne Zweifel das durchdachteste und best zu benutzende Lexikon auf dem Markt.
Wohlgemerkt rede ich von der Printversion. Die DVD ist hier kein Ersatz, denn erstens geht der Überblick über große Wissensmassen schnell verloren, den die Bände so überzeugend gewährleisten. Zweitens sind die enzyklopädischen Artikel so lang wie kurze Bücher, die man erfahrungsgemäß nicht am Monitor liest.
Der Stil der Teste ist vorzüglich. Als Leser wird man nicht durch drögen Brockhauston gequält. Die Artikel der Macropaedia sind engagiert auf sprachlich hohem Niveau verfasst (was nicht heißt: ungebührlich „schwieriges“ Englisch).
Abschließend noch ein Wort zu dem vielzitierten Wikipaedia-Britannica Vergleich, der angeblich einen „Gleichstand“ gezeigt hat. Angesichts der oben beschriebenen Anlage der Britannica sollte es klar sein, dass der Vergleich einer Handvoll Stichwörter methodisch völlig inadäquat ist. Mehr.