Die Franzosen gelten als kultivierte Leute. Ein Klischee gewiss, aber eines mit einem wahren Kern. Gerade Kleinigkeiten verraten oft die feinen Unterschiede. Während man in Wien beispielsweise seinen Döner verzehrt, in dem man seinen Kopf quasi hineinsteckt und sich dann, wie auf dem Weg ins Schlaraffenland, langsam durchfrisst, was man leider auch gehäuft in der U-Bahn beobachten muss, isst man in Paris seinen Döner vornehm mit der Gabel, die man mit auf den Weg bekommt. Erst nachdem mit Hilfe dieses Essinstruments die Höhe des Fladens auf ein physiologisch verträgliches Maß reduziert wurde, wird hineingebissen.
Vor achtzehn Jahren war ich letztes Mal an der Seine. Eine Reihe von Veränderungen haben mich bei meinem aktuellen Aufenthalt erstaunt. Damit meine ich weniger die Stadt an sich, denn jede Metropole wandelt sich ständig. Zwanzig Jahre sind hier eine kleine Ewigkeit. Es scheint sich auch bei der Mentalität der Stadtbewohner einiges verändert zu haben. Das fiel mir vor allem „sprachlich“ auf. Englisch ist in Restaurants, Geschäften und auf der Straße viel präsenter. Bei meiner ersten Reise passierte es so gut wie nie, dass ich von Franzosen auf Englisch angesprochen wurde. Heute scheint es auch für Pariser eine Selbstverständlichkeit zu sein, dass man mit Fremden im neuen Weltidiom Kontakt aufnimmt, anstatt stolz Französischkenntnisse vorauszusetzen.
Abgestiegen bin ich im Timhotel Le Louvre, ein unspektakuläres Zweisterne-Haus, das jedoch einen schönen Vorzug besitzt: Es liegt direkt beim Louvre, im Herzen von Paris, und ist damit der ideale Ausgangspunkt für Stadterkundungen. Dass in unmittelbarer Nähe eine Menge von kleinen Lokale mit unterschiedlichsten Küchen sind, schadet naturgemäß auch nichts.