Babel

Filmcasino 5.1.
Regie: Alejandro González Iñárritu

Lange schon sah ich keinen Film mehr, der Aktualität und Kunstverstand so ausgezeichnet zu verbinden weiß wie „Babel“. Ausgangspunkt der Handlung sind zwei marokkanische Hirtenjungen, die ein Gewehr ausprobieren, in dem sie aus großer Entfernung auf einen Touristenbus schießen. Eine Amerikanerin wird getroffen und das Skript „Terrorattentat“ beginnt. Mit der Ästhetik des avancierten Episodenfilms bindet Iñárritu alle „Betroffenen“ in seinen Film ein. Da ist der japanische Jagdtourist, der das Gewehr einem marokkanischen Guide schenkte und dessen taubstumme Tochter. Da ist die mexikanische Nanny der Kinder der Angeschossenen, die diese mit nach Mexiko auf eine Hochzeit nehmen muss. Eine Reise mit tragischen Folgen.

Der Film zeigt die globalen Auswirkungen eines Jungenstreichs. Iñárritu bedient sich dabei raffinierter filmischer Erzähltechniken, die er furios einsetzt. Die Chronologie wird immer wieder unterbrochen. Bildmächtig bekommt der Betrachter die heutige Welt exemplarisch präsentiert: Die Sahara, die Stadtlandschaft Tokios, der mexikanische Hochzeitstrubel.

Besser kann man das ausgelutschte Globalisierungsthema nicht umsetzen. Dabei verzichtet Iñárritu klugerweise darauf, dass „Terrorthema“ zu sehr auszuschlachten. Die globale Medienhysterie wird nur am Rande angedeutet, Entscheidendes findet, wie so oft bei guter Kunst, im Kopf des Rezipienten statt. Diesen Film sollte man sich nicht entgehen lassen.

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