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Nachdem der geschichtlich-mythologische Kontext in „Die Geschichten Jaakobs“ gelegt wurde, wendet sich Thomas Mann nun ausführlich Joseph zu, der im Mittelpunkt der folgenden drei Romane steht. Es gilt die psychologischen Grundlagen für dessen „Karriere“ zu legen, ohne den Balanceakt zwischen archaischer Welt und moderner Psychologisierung aufzugeben.
Dafür greift der Autor zu zwei Mitteln: Zum einen verankert er das Gefühl des Auserwähltseins in der mythologisch-religiösen Sphäre. Zum anderen vermittelt er diesen vorgeblichen Sonderstatus vor allem mit dem Mittel des Traumes. Joseph erzählt seine Träume, die ihn in den Mittelpunkt stellen, seinen Brüdern ohne zu realisieren, wie anstößig diese „Gesichter“ ihnen sein müssen. Hier wird nun der Bogen geschlagen zur psychologischen Motivierung der Katastrophe: Joseph merkt in seiner Naivität nichts davon und wird von seinen Brüdern letztendlich verkauft, weil sie ihn für diese Anmaßung hassen. Es schwingt das antike Konzept der Hybris mit.
Thomas Mann ist ein hervorragender literarischer „Handwerker“, was er mit diesem Roman einmal mehr unter Beweis stellt.