Ernst Piper: Savonarola. Prophet der Diktatur Gottes. Biographie

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Zur totalitären Staatsphilosophie Platons passt vorzüglich der fanatische Mönch Savonarola (1452-1498), der in Florenz als begnadeter Hassprediger wirkte und vor seiner Exekution als Ketzer für einige Jahre eine Art Gottesstaat in dieser lebenslustigen Stadt errichtete. Diese Episode ist für die an Fundamentalismen reichlich gesegnete Gegenwart natürlich aufschlussreich. So fallen schnell die Gemeinsamkeiten über die Epochengrenzen hinweg ins Auge: Plato lässt seinen Sokrates ebenso nach Zensur rufen wie heutige Fanatiker. Die Taliban sprengen Kunstwerke und verbieten Musik als Gefahr für die Sittlichkeit. Im Iran terrorisieren junge Revolutionswächter gerne die Jugend in den Städten.

Savonarola hatte ähnliche Sorgen und verwendete ähnliche Taktiken. Er predigte wortgewaltig gegen Sittenverfall (auch heute noch beliebter Fokus: Homosexualität) und ließ 1497 und 1498 in Florenz „Verbrennungen der Eitelkeiten“ abhalten, denen zahlreiche Kunstwerke zum Opfer fielen. Öffentliche Würfelspieler wurden ex cathedra mit dem Scheiterhaufen bedroht. Wie so viele Fanatiker nach ihm, bediente sich Savonarola für die Umsetzung seines Tugendterrors junger Menschen: Er gründete eine Kinderpolizei.

Wie allen Fundamentalisten waren ihm Bildung und Bücher ein Gräuel:

Auch aus der Wissenschaft, oder doch einer übermäßigen Beschäftigung mit ihr, erwuchsen nach Savonarolas Überzeugung Gefahren. Die Lektüre der Klassiker wollte er an den Schulen auf Homer, Vergil und Cicero beschränkt sehen. Bei weiterem Nachdenken kam Savonarola zu der Erkenntnis, daß es am besten wäre, die Kenntnis der Wissenschaft auf einige wenige zu beschränken. Diese Spezialeinheit sollte bereit gehalten werden für Auseinandersetzungen mit feindlichen Gelehrten. Für den Durchschnittsmenschen aber seien die Kenntnis der Grammatik, der guten Sitten und Religionsunterricht ausreichend. [S. 95]

Ernst Piper gibt in seinem kleinen Buch einen Überblick über diese bemerkenswerte Episode der europäischen Geschichte. Die Knappheit ist auch der einzige Kritikpunkt, den man anbringen kann. Zwar kommen alle wichtigen Aspekte zur Sprache, aber von einer „Biographie“ wie im Untertitel kann keine Rede sein. Dafür ist zu viel einführend von der Renaissance die Rede und zu wenig über den Menschen Savonarola. Trotzdem eine empfehlenswerte Publikation, die das Thema aber lange nicht ausschöpft.

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