Die Anfänge Roms. Buch IV (dtv Bibliothek der Antike)
Es beginnt mit zwei ausführlichen Reden. Die erste fasst die Position der Patrizier zusammen und wird von Livius in indirekter Rede gestaltet. Beklagt wird die Frechheit und die Machtgier der Volkstribunen. Je mehr Zugeständnisse man ihnen mache, desto mehr forderten sie. Die Konfrontation spitzt sich in der Frage der Mischehen zu. Offenbar waren Heiraten zwischen Plebejern und Patriziern verboten und die Volkstribunen fordern dieses Verbot aufzuheben:
- Kann es eine größere und unerhörtere Beschimpfung geben, als daß ein Teil der Bürgerschaft, als wäre er mit einem Makel behaftet, einer ehelichen Verbindung nicht für würdig erachtet wird? Was ist das anders, als ein Verbannung innerhalb ein und derselben Mauern, als eine Ausweisung hinnehmen zu müssen? Sie sind auf der Hut, dass es zu keiner Verschwägerung und Verwandschaft mit uns kommt, damit das Blut nicht verunreinigt wird? Was? Wenn dies euren Adel befleckt, den ihr, die ihr zum größten Teil von Albanern und Sabinern abstammt, nicht durch Herkunft und Blut habt, sondern durch Zuwahl zu den Patriziern, entweder von den Königen erwählt oder nach der Vertreibung der Könige auf Geheiß des Volkes […]
[S. 302]
Faszinierend finde ich einerseits, dass sich diese Besessenheit mit Standesdünkel und Reinheit des Blutes ja bis heute in vielen Teilen der Welt nicht geändert hat, andererseits wie früh hier bereits auf die ideologische Konstruktion dieser Machtansprüche hingewiesen wird, die keinerlei objektive Basis haben. Das erinnert mich an die Wiener, welche Kovacs heißen und auf die „Tschuschen“ aus Osteuropa schimpfen.
Der Rest des Buches ist dem wechselnden Kriegsgeschick der Römer gewidmet, speziell gegen den alten Rivalen Veji.
Abschliessend noch ein kleines Zitat über Livius aus der Britannica, das zwei Anekdoten über sein Leben zusammenfasst, über das wir leider sehr wenig Details wissen:
- The sheer scope of the undertaking was formidable. It presupposed the composition of three books a year on average. Two stories reflect the magnitude of the task. In his letters the statesman Pliny the Younger records that Livy was tempted to abandon the enterprise but found that the task had become to fascinating to give it up; he also mentions a citizen of Cadiz who came all the way to Rome for the sole satisfaction of gazing at the great historian.