Filmcasino 16.1.
Regie: Marko Doringer
Lange schon ist ein österreichischer Film nicht mehr so enthusiastisch sowohl von der Kritik als auch vom Publikum aufgenommen worden. Marko Doringer hat einen Film „für die Dreißigjährigen“ gedreht. Ergebnis ist eine autobiographische Dokumentation, die formal an den Ich-Erzähler in Romanen erinnert. Viele Einstellungen sind so gehalten, als würde man durch die Augen Doringers auf die Welt sehen. Das hebt die seltenen Momente, in denen er selbst zu sehen ist, dramaturgisch geschickt hervor.
Will man die Literaturanalogie beibehalten, so wäre es ein kleiner Episoden-Roman. Doringer zieht die Bilanz seines dreißigjährigen Leben, konfrontiert sich und andere (seine Eltern!) mit diversen Erwartungshaltungen. Im Zentrum aber stehen alte Freundinnen und Freunde, die er mit seiner Kamera besucht, um herauszufinden, wie weit sie in diesem Lebensabschnitt bereits gelangt sind. Dabei gelingt im ein seltenes Kunststück: Die Portraits sind ehrlich, manchmal durchaus auch peinlich für die Betroffenen, auf deren Kosten sich das Publikum amüsieren darf. Trotzdem überschreitet er nie die Grenze zum Denunziatorischen (das Geschäftsmodell eines Ulrich Seidl), womit ihm ein ästhetisch außergewöhnlicher Balanceakt gelingt.
Das Ergebnis ist ein komisches, tiefgründiges, formal interessantes Generationenportrait. Ein sehenswerter Film, mit der ironischen Pointe, dass die Thematisierung seiner Erfolgslosigkeit nun sein großer Erfolg geworden ist.