Die bisher vorgeschlagenenen Hypothesen zum Bau der Pyramiden in Ägypten lassen sich grundsätzlich durch zwei verschiedene Ansätze unterscheiden: Vorschläge, die senkrecht auf den Baukörper zuführende Rampen vorsehen – wie von Dieter Arnold, Jean-Pierre Houdin, Jean-Philippe Lauer oder Rainer Stadelmann – und solche, die spiralförmig entlang der Pyramidenseite geführte Rampen annehmen – wie von Georges Goyon, ebenfalls Jean-Pierre Houdin, Rosemarie und Dieter Klemm oder Mark Lehner. […]
Grundideen der neue entwickelten Hypothese zum Pyramidenbau sind die Errichtung des stufenförmigen Kernmauerwerks über steil angelegte Rampen unter Einsatz von Seilwinden sowie die Errichtung einer Umbauung als Arbeitsplattform. Damit werden der Bau der Pyramidenspitze und die Verlegung sowie Bearbeitung und Glättung der Steine der Außenverkleidung problemlos möglich. Alle Arbeiten werden stets zeitgleich auf allen vier Seiten der Pyramide vorgenommen, womit die vollständige Errichtung der Pyramide einschließlich des Aufsetzens des Pyramidion nach einer einheitlichen Bauverfahren in kürzest möglicher Zeit gewährleistet wird. in der Kombination zweier archäologisch nachgewiesener Bautechniken – Rampe und Seilwinde – liegt der Ansatz für diesen neuen Vorschlag für den Pyramidenbau im Alten Reich. Wenn auf diese Weise die Pyramide des Mykerinos erbaut werden konnte, so ist dieser Vorschlag prinzipiell auch für die Errichtung der anderen Pyramiden – mit individuellen Anpassungen – gültig.
Frank Müller-Römer
Antike Welt 2/2009, S.57 f.