How Fiction Works (Farrar, Straus und Giroux)
Wenige populäre Einführungen in die Werkstatt des fiktionalen Schreibens gäbe es, beklagt James Wood in seiner Einleitung. Womit er Erläuterungen für Leser meint, keine Ratgeber für Möchtegern-Autoren an denen es gerade im angelsächsischen Raum nicht mangelt.
Diese Lücke will Wood mit diesem kleinen Büchlein schließen, der für den New Yorker schreibt und in Harvard Literatur lehrt. Ungern habe ich How Fiction Works nicht gelesen, finden sich doch einige sehr hübsche Passagen darin, wie etwa die hier zitierte über Gustave Flaubert.
Dem nicht literaturwissenschaftlich vorbelasteten kann Wood sicher einige Einblicke geben, wie erzählende Literatur „funktioniert“. Er geht dabei teils romangeschichtlich, teils systematisch vor. So gibt es Kapitel über Flaubert and Modern Narrative, Detail, Character, Language und Dialogue. Wer sich nie theoretisch mit der Materie beschäftigt hat, wird einiges über Erzählperspektive und die ontologischen Probleme des modernen Erzählens erfahren. Zusätzlich bekommt man eine Menge Romanempfehlungen.
Für professionelle Leser liest sich vieles allerdings sehr schlicht und theoretisch unterkomplex, speziell wenn man – wie Wood für sich in Anspruch nimmt – von der russischen strukturalistischen Schule geprägt ist. Man könnte nun einwenden, dass die Schrift für Laien geschrieben sei. Für einige Kapitel sei das zugestanden, aber um am Schluss behaupten zu können, das entscheidende Kriterium guter Literatur sei „truthfulness“, hätte er philosophisch wesentlich subtiler argumentieren müssen.
Unsereins – zugegebenermaßen literaturtheoretisch unbefleckt – stellt sich die Frage: Wozu so ein Buch? Ein „how to“ soll es offenbar nicht sein. Gute „Fiction“ ist auch nicht erlernbar. Das Handwerk zu deren Umsetzung wäre es. Und was „Fiction“ im Kopf des Lesers bewegt, ist wohl eher Gegenstand psychologischer Betrachtungen. Nun bin ich nicht ganz so unbefleckt was Marketing betrifft und erkenne sofort, dass ich nicht zur Zielgruppe dieses Werkes gehöre. Wer vorgibt, den Kern einer künstlerischen Äußerung rational erklären zu können (das suggeriert das Wörtchen „works“) ist entweder ein Scharlatan oder er hat keine Ahnung von Kunst. So viel zu einem Buch, das ich nicht gelesen habe und auch nicht lesen möchte.
So radikal würde ich das nicht sehen. Es gibt schon sehr viel gute Fachliteratur über Literaturtheorie, speziell von den Strukturalisten. Man versteht nach der Lektüre besser, wie Literatur „funktioniert“ und mit welchen Methoden gewisse Effekte erzielt werden können.
Prinzipiell ist das ähnlich wie mit der Musiklehre. Warum Haydn geniale Sinfonien komponiert hat, wird man immer schwer beantworten können. Wenn man aber die klassische Sinfonieform kennt (und damit die intelligenten Abweichungen davon nachvollziehen kann), Kontrapunkt, Tonarten etc. wird man ein verständnisvollerer Musikhörer sein als ohne.