Wiener Symphoniker

Konzerthaus 14.1.

Dirigent: Fabio Luisi
Klavier: Ivo Pogorelich

Sergej Rachmaninow:
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 c-moll op. 18 (1900-1901)

Johannes Brahms: Symphonie Nr. 4 e-moll op. 98 (1884-1885)

Wie konnte es zu dieser Klangkatastrophe kommen? Rachmaninows 2. Klavierkonzert gehört zu den Ohrwürmern des Konzertbetriebs. Böse Zungen sagen auch, es lebe überwiegend von einer leeren Virtuosität auf Kosten der musikalischen Substanz. Da haben sich Herr Luisi und Herr Pogorelich nun gedacht: Wir bürsten diese ausgeleierte Nummer gegen den Strich und spielen es so wenig ohrwurmig wie nur irgendwie möglich! Ivo Pogorelich machte auf alten Wilden und hämmerte pubertär auf dem schlecht klingenden Klavier herum: Wilde Tempi, atonale Einschübe. Als wollte er Glenn Gould nach einem Gehirnschlag parodieren. Begleitet wurde dieser Unfug von einem undifferenzierten Klangbrei der Wiener Symphoniker.

Nun kann ich die Idee, ein Stück „frech“ zu interpretieren, durchaus nachvollziehen. Es gibt hier aber ein weites Spektrum. Die Skala reicht von subtiler Ironie und Distanzierung bis bin zu der an diesem Abend versuchten Holzhammermethode. Für letztere braucht man allerdings ein musikalisches Format, von dem die Beteiligten des Abends meilenweit entfernt waren. Das Publikum beklaschte ausgiebig und brav, was vom Ohrwurm übrig blieb.

Nach der Pause gab es noch eine, höflich formuliert, drittklassig interpretierte Brahms-Symphonie zu hören. Imposant waren alleine die Soli der Holzbläser. Ansonsten ebenfalls eine mehr als peinliche Angelegenheit für den Wiener Konzertbetrieb. Die Wiener Symphoniker werden jetzt wieder für einige Jahre gemieden.

8 Gedanken zu „Wiener Symphoniker

  1. Ja, in welchem Konzert waren Sie ?
    Pogorelich ist ein großer Künstler, eigenwillig aber eben persönlich.
    Und die Brahms Symphonie war – das haben mir sogar Mitglieder der Symphoniker bestätigt – eine Sternstunde des Orchesters. Überprüfen Sie Ihren Geschmack undlassen Sie Ihre unerträgliche, pubertäre Arroganz beiseite!
    Robert

  2. Herrn Köllerers Arroganz mag bisweilen vielleicht (aber auch das wäre noch genauer zu untersuchen bzw. festzustellen) ein klitzekleines Bisschen pubertär sein. Unerträglich ist sie jedoch nicht, sondern stets von erfrischendster Heiterkeit und aurichtendster Leichtigkeit.

  3. Pogorelich spielt unfreiwillig komisch; so unorganisch, wie eben nur möglich und mit z.T. brutal-hässlichem Klavierton. Ich kannte bisher nur sein Spiel der 2. Sonate, das ebenso ausfällt, und höre nun kopfschüttelnd .

  4. Lernen Sie Letein, wenn Sie schon zitieren wollen: De gustibus disputandum non est.
    Klassik lebt von Arrangement????
    Haben Sie überhaupt eine Ahnung?
    Die Symphoniker in Grund und Boden gespielt? Alex, Sie waren auch nicht im Konzert anscheinend!
    Anna

  5. @ Anna: was ist falsch an …est disputandum? #Latein

    ganz allgemein ist was Wahres an Alexens Bemerkung über die Rolle des Dirigenten und des Arrangeurs, wie auch allgemein der künstlerische Aspekt in der Klassik masslos überschätzt wird. An Klassik ist nichts Kreatives, was wiederum Kunst ausmacht. Gutes Handwerk? Ja, zweifelsohne!

  6. Pogorelich ist nunmal ein Aufregerthema. Hat in München im letzten November mit dem Philharmonia London das 1. KK von Tschaikowsky seziert. Das Sezieren als solches kann man mit der notwendigen Offenheit interessant/amüsant finden. Das Problem war, dass er sich bei seiner Gewalttour verspielt hat. Das war dann mehr oder vielmehr weniger, als nur eigenwillig.

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