Akademietheater 22.3.
Regie: David Bösch
Frau Helene Alving: Kirsten Dene
Osvald Alving, ihr Sohn, Maler: Markus Meyer
Pastor Manders: Martin Schwab
Tischler Engstrand: Johannes Krisch
Regine Engstrand, im Haus bei Frau Alving: Liliane Amuat
Das Schöne an der Kunst: Jede Regel wird früher oder später widerlegt. So bin ich generell kein Freund von textlich radikal zusammen gestrichenen Klassikern und schätze Regisseurinnen wie Andrea Breth, die intelligente moderne Inszenierungen auf die Bühne bringen, ohne den Text anzugreifen. So war ich trotz der kritischen Lobeshymnen skeptisch, ob die großartigen Gespenster des Bürgerschrecks Ibsen in 100 Minuten möglich sind.
David Bösch belehrte mich eines Besseren und bescherte mir einen der besten Theaterabende der letzten Jahre! Obwohl auch hier etwas mehr Text nicht geschadet hätte, da sich manche Ereignisse mehr überschlagen als von Ibsen intendiert. Ein überdimensionales Bild des hohlwangigen Alving dominiert die Rückseite der Bühne. Die Szenerie ist verstaubt und voller Gerümpel, nebst einigen Champagner-Kisten und vom Pastor missbilligten Bücherstapeln. In dieser tristen Umgebung nimmt die bekannte Enthüllungsgeschichte ihren Lauf. Die Inszenierung lebt von grandioser Schauspielkunst. Kirsten Dene als Helene Alving und Martin Schwab als Pastor Manders liefern eine Glanzleistung, welche zu den besten ihrer Karriere zählt. Johannes Krisch gibt einen furiosen versoffenen Tischler Engstrand, und auch Markus Meyer und Liliane Amuat lassen sich von den großen Alten nicht an die Wand spielen.
Ganz großes Theater!
[15.4. 2012] Ein sehr lesenswertes Porträt des Regisseurs brachte Datum.