Die New York Times zählt diese Essaysammlung des im letzten Dezember verstorbenen Publizisten Christopher Hitchens zu den zehn besten Büchern des Jahres 2011. Deshalb fing ich an, in den Band hineinzulesen, obwohl mir Hitchens Atheismus-Buch (Notiz) aufgrund dessen Selbstverliebtheit nicht sehr gefallen hatte.
Es bestätigte sich schnell: Jeder verdient eine zweite Chance. Hitchens schreibt in dem 800 Seiten dicken Wälzer geistreich und unterhaltsam über eine Fülle von Themen: Literatur und Klassiker gehören dazu. Seine Essays über die amerikanischen Gründerväter, Mark Twain, Edmund Burke, Gustave Flaubert oder Victor Klemperer – um eine willkürliche Auswahl zu treffen – sind kenntnisreich, ohne krampfhaft originell sein zu wollen. Selbst für Kenner sind immer wieder neue Aspekte dabei. Seine religiösen und atheistischen Artikel sind aufgrund ihrer Polemik eine amüsante Lektüre. Hitchens kann sich aber ebenso überzeugend über übereifrige Weinkellner in der gehobenen Gastronomie echauffieren. Als politisch Reisender ist er ein exzellenter Beobachter. Dass er Risiken nicht scheut, zeigt sein Bericht über das Waterboarding, dem er sich, trotz gesundheitlicher Probleme, freiwillig unterzog.
Wenn man sich nicht für alles interessiert, sucht man sich am besten die relevanten Themen heraus. Für mich zählt Hitchens damit zu den lesenswertesten Literatur- und Kulturpublizisten seiner Generation.
Christopher Hitchens: Arguably: Selected Essays. (Twelve)