Darf ein deutschsprachiger Autor nach dem famosen Lenz des Georg Büchner eine weitere Erzählung über J.M.R. Lenz schreiben? Selbstverständlich! Vor allem, wenn es sich um ein Sprachtalent wie Gert Hofmann handelt. Hofmanns Erzählung setzt dort ein, wo Büchner aufhört, und beschreibt Lenz‘ Rückkehr nach Riga zu seiner Familie. Er trifft dort nach vielen Jahren auf seinen pedantischen, harten Vater und dieser auf seinen überdrehten, dem Wahnsinn nahen Sohn. Hofmann setzt das sprachlich zurückhaltend (also im Vergleich zu Büchner unexpressiv) in Szene, ist dabei aber höchst präzise. Rückblenden arbeiten die vergangenen Erlebnisse des jungen Lenz auf, wobei auch hier der Schwerpunkt auf der Vater-Sohn-Beziehung liegt.
Das Ergebnis ist eine sehr runde Erzählung. Sie erschien erstmals 1984 und wurde kürzlich von der kleinen Edition Kammweg wieder aufgelegt.
Gert Hofmann: Die Rückkehr des verlorenen J.M.R. Lenz nach Riga. (Edition Kammweg) [leider vergriffen, daher noch ein Link zur Reclam-Ausgabe]