Filmcasino 3.2. 2013
Italien 2012
Regie: Paolo und Vittorio Taviani
Es ist ja immer so leicht gesagt, dass kaum jemand besser als Shakespeare die menschliche Natur ins Mark getroffen hat und seine Werke deshalb so zeitlos und universell gültig sind. Cäsar muss sterben zeigt grandios, was damit gemeint ist. Eine Gruppe Schwerverbrecher in einem italienischen Hochsicherheitsgefängnis probt den Julius Caesar und man merkt sofort, wie der Stoff, die Figuren und vor allem die Sprache sie trifft. Filmästhetisch ist das erstklassig umgesetzt, überwiegend in schwarz-weiss mit vielen (extremen) Nahaufnahmen. Shakespeare packt die Knackis und das Shakespeare-Spiel der Knackis packt die Kinobesucher. Der junge Italiener neben mir vergaß nach einiger Zeit sogar die volle Popcorntüte in seiner Hand. Vermutlich der beste Shakespeare-Film, den ich bisher sah. Der Goldene Löwe auf der letzten Berlinale ist hoch verdient.
Ich teile die Einschätzung – wenn auch mit einer (ganz klitze klitze) kleinen Einschränkung: Der überragende Bruto, Salvatore Striano, war bis 2006 in dem Gefängnis und arbeitet seitdem als Schauspieler. Er wurde als Verstärkung eingesetzt, auch wenn er von der Vita her natürlich passt.