Wiener Staatsoper 22.10. 2014
Dirigent: Peter Schneider
Regie: Claus Guth
Hermann: Kwangchul Youn
Tannhäuser: Robert Dean Smith
Wolfram von Eschenbach: Christian Gerhaher
Elisabeth: Camilla Nylund
Venus: Iréne Theorin
Von allen Wagner-Opern mag ich den Tannhäuser am wenigsten. Das Niveau der ästhetischen Reflektion bleibt weiter hinter dem der Meistersinger zurück, und die propagierte christliche Tugendethik ist viel naiver und ungebrochener als beim Parzival. Opern mit einem happy ending machen mich aber grundsätzlich depressiv.
Claus Guth verlegt den Tannhäuser in das Wien der Jahrhundertwende, was wenigstens zu einigen Highlights Anlass gibt. So treten die Pilger am Ende in Zwangsjacken auf, was ein hübsches kritisches Bild für die Entmündigung durch die Religion im Mittelalter ist.
Musikalisch war der Abend mit zwei Ausnahmen erfreulich. Robert Dean Smith war ein völlig uninspirierter Tannhäuser, dem es vokal an jeglichem Glanz mangelte. Der Wiener Staatsopernchor setzt auf Lautstärke statt auf eine präzise Phrasierung. Dafür legte das Staatsopernorchester eine formidable Leistung hin und die übrigen Sänger ebenso. Herausragend stimmlich und schauspielerisch der Wolfram Eschenbach des Christian Gerhaher. Besser kann man diese Rolle nicht geben.