Akademietheater 29.10. 2015
Regie und Bühne: Robert Borgmann
die Junge: Stefanie Reinsperger
die Mittlere: Christiane von Poelnitz
die Alte: Elisabeth Orth
Palmetshofer bringt in seinem Stück drei Frauengenerationen auf die Bühne, von der Zeit des Zweiten Weltkriegs bis zur Gegenwart. Neben Alltags- und Lebensproblemen der Protagonisten kreist die Handlung um die angeblich bewusste Denunziation eines jungen Deserteurs im April 1945 durch die Alte. Kurz vor Kriegsende wird der Junge noch standrechtlich erschossen. Später steht die Alte dann dafür vor Gericht und wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Angeregt wurde der Autor durch eine historische Begebenheit, die er selbst recherchiert hat. Angesichts der Länge hätte dem Stück trotzdem ein größere Inhaltsdichte gut getan.
Der Handlungsminimalismus wird allerdings durch den furiosen Umgang mit den unterschiedlichen Zeitebenen mehr als wettgemacht. Palmetshofer nutzt die semantischen Gemeinsamkeiten von Gefängnis- und Krankenhausaufenthalt ebenso wie die beiden unterschiedlichen Gerichtsverfahren, um den Zuseher zur Aufmerksamkeit zu zwingen. Verwirrend wird es trotzdem nie. Die Symbolik wirkt ab und zu etwas zu aufdringlich (beispielsweise das Bildfeld rund um Sehen und Blindheit). Dass der Text in Jamben geschrieben ist, verstärkt den strukturellen Verfremdungseffekt positiv.
Die Inszenierung von Borgmann findet oft die passenden Bilder für diese vielschichtigen Ebenen. Mit der auf dem Bühnenboden verteilten Erde lassen sich einige starke Szenen generieren. Schauspielerisch zeigt das Burgtheater-Ensemble (Elisabeth Orth!) einmal mehr seine Qualitäten.