In der Albertina sind gleich drei sehenswerte Ausstellungen zu besuchen. In Edvard Munch – Liebe, Tod und Einsamkeit werden diese Themenkreise vor allem anhand von Grafiken dargestellt. Darunter sind immer wieder dieselben Motive in unterschiedlichen Varianten, was einen guten Einblick in Munchs Arbeitsweise gibt. (Bis 24.1.)
Eine tolle Idee war es auch die Freundschaft zwischen den künstlerisch so unterschiedlichen Lyonel Feininger und Alfred Kubin zu dokumentieren. Es finden sich sowohl autobiographische Dokumente als auch Werke, welche einerseits die private Nähe andererseits die ästhetischen Unterschiede zeigen. Trotz der unterschiedlichen Kunstauffassungen schätzten die beiden ihre Arbeit gegenseitig. (Bis 10.1.)
Schließlich zeigt das Haus in Black & White eine kleine, thematische Auswahl aus dem etwa 100.000 Stück umfassenden Fotoarchiv der Albertina. Dieses Format soll zukünftig fortgesetzt werden, was ich sehr begrüße, da der Öffentlichkeit nicht zugängliche Archive ja immer etwas trauriges haben. (Bis 10.1)
Sehr erfreulich ist auch die Herbst-Ausstellung im Leopold Museum: Farbenrausch. Meisterwerke des deutschen Expressionismus. Neben einigen eigenen Werken kommen die meisten aus dem Osthaus Museum in Hagen. Diese Kreativitäts-Explosion verfolgen zu können, gibt einen schönen Einblick wie sich ästhetische Revolutionen entwickeln. Ich kannte vorher auch Christian Rohlfs nicht, dessen Werke meine Entdeckung dieser Schau sind. (Bis 11.1.)
Völlig misslungen ist dagegen die breit beworbene neue Ausstellung des Theater Museums. Doch Die Geschichte Europas – erzählt von seinen Theatern wird dem Anspruch des Titels bei weitem nicht gerecht. Da es sich um ein EU-Projekt handelt, wird man als Zuseher von einem pompösen Vorwort des EU-Präsidenten Martin Schulz empfangen. Die Ausstellung besteht aus einer Reihe von Schautafeln zu unterschiedlichen Themen, die insgesamt bei weitem nicht die Geschichte Europas abdecken, und sich auf breit ausgetretenen Pfaden bewegen. Wer wenig über Theatergeschichte weiß, mag daran interessiert sein. Für alle anderen eine Zeitverschwendung, die nach Wien noch bis 2017 auf Tournee geht. (Bis 28.3.)
Nicht mehr zu sehen ist inzwischen leider die exzellente Schau über den Wiener Kreis mit dem treffenden Untertitel Exaktes Denken am Rande des Untergangs. Veranstaltet von der Universität Wien war sie die beste geistesgeschichtliche Ausstellung, die ich bisher sah. Das lag an der intelligenten Kombination von an Schnüren herunter hängenden Texttafeln mit Videos und zahlreichem Quellenmaterial. Sie beleuchtet den Wiener Kreis und das Umfeld auch aus unterschiedlichen Perspektiven von den Vorläufern bis hin zu literarischen Sympathisanten.
Die für mich mit Abstand beste Ausstellung ist derzeit im Kunsthistorischen Museum zu sehen, nämlich die erste Werkschau von Joseph Cornell in Österreich. Meine Faszination mag daran liegen, dass ich den in den USA sehr geschätzten Cornell bisher so gut wie gar nicht kannte. Seine Collagen und Assemblagen sind hochgradig anspielungsreich und zum Nachdenken anregend. Außerdem handwerklich (im wörtlichen Sinn) exzellent gemacht, speziell seine beziehungsreichen Schaukästen. Selten hört man auch einen so engagierte Audioguide, den man unbedingt verwenden muss. Der Kurator erklärt dort mit einem ansteckenden Enthusiasmus Leben & Werk Cornells. (Bis 10.1.)