Albertina 7.2. 2016
Bereits Goethe hatte sich über die Frömmelei mancher romantischer Künstler lustig gemacht. Mit gutem Grund, denke ich mir beim Rundgang durch Welten der Romantik im Untergeschoß der Albertina. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Gegenüberstellung verschiedener romantischer Schulen. Die Nazarener und die Lukasbrüder tragen ihr ästhetisches Weltbild bereits im Namen: Kunst müsse sich mit Religion beschäftigen, am besten in der Façon des Mittelalters. Das war bereits um 1800 eine ausgesprochen naive und rückwärtsgewandte Weltsicht – man denke an die gleichzeitigen Fortschritte in der Naturwissenschaft oder an die kunsttheoretischen Schriften der Weimarer Klassik. Diese Kunst entstand aus Angst vor der Moderne und den Umbrüchen um 1800. Nun kann Angst viel kreatives Potenzial freisetzen, wenn es sich zu neuen Ufern aufmacht. Die Vergangenheit frei von Empirie zu verklären, reicht dazu nicht aus.
Es finden sich in der Schau auch einige herausragende Bilder von Caspar David Friedrich und anderen ideologisch weniger aufgeladenen Romantikern als die Nazarener. Besonders beeindruckend ist „Der Koloss“ am Beginn des Rundgangs. Lange Goya zugeschrieben ist es eines der frühestens Antikriegsbilder, und passt damit besser in unsere Zeitläufte als kitschige Jesusbilder. Aus kunsthistorischer Perspektive allerdings durchaus sehenswert. (bis 21.2.)