Albertina 13. Oktober 2016
Ausstellungen über die Zeit des Impressionismus und die Epoche danach gibt es wie Sand am Meer. Deshalb ist es erfreulich, dass sich die Albertina aus diesem Zeitraum auf ein spezielles Thema fokussiert: den Pointillismus. Man wird nicht nur Zeuge der ersten pointillistischen Werke, sondern kann die Entwicklungen und die Variationen dieser Stilrichtung in etwa hundert Werken verfolgen. Für Seurat und seine Anhänger ist die neue Malweise vor allem auch ein intellektuelles Konzept. Aktuelle Erkenntnisse der Wahrnehmungspsychologie und der Farbtheorie werden aufgegriffen. Statt im Freien zu malen bevorzugen sie wieder das Atelier. Das brachte den Protagonisten die abfällig gemeinte Bezeichnung „die Chemiker“ ein.
Nach den Anfängen beleuchtet die Ausstellung die beiden Zentren des Pointillismus anhand einiger Hauptwerke: Paris und Brüssel. Anschließend steht die Rezeption dieser Ästhetik im Mittelpunkt bis hin zu Picasso und Mondrian, bei dem aus unzähligen Punkten schließlich wenige Quadrate geworden sind. Wichtig in diesem Zusammenhang sind hier natürlich auch die Bilder van Goghs, von denen knapp 10 Stück zu sehen sind. Alleine sie lohnen naturgemäß den Albertinabesuch.
Was mich persönlich fasziniert, ist die Möglichkeit unmittelbar die Wirkung unterschiedlicher Malstile an mir zu erproben. So wirken Bilder, die mit sehr vielen kleinen Punkten gemalt werden, völlig anders als jene mit weniger und größeren Punkten. Erstere erzeugen eine Art transparente, surreale Qualität wogegen die „gröberen“ viel intensiver wirken.
Insgesamt eine gelungene Kombination aus Blockbuster-Ausstellung und kunstgeschichtlichem Kuratieren. (Bis 8.1.)