Unteres Belvedere 1.11. 2016
Die neue Herbstausstellung im Unteren Belvedere versucht, einen anderen Blick auf die Epoche des Biedermeier zu werfen. Es ist ja überhaupt fraglich, inwieweit „Biedermeier“ ein adäquater kunsthistorischer Epochenbegriff ist. Im angelsächsischen Raum bevorzugt man für diese Periode bekanntlich „realism“. Die Schau zeigt anhand vieler Werke, dass in dieser Epoche nicht nur jene Idyllen gemalt wurden, welche man als Klischee dem Biedermeier gerne zuschreibt. Freilich finden sich auch solche darunter, etwa die brave Familie im biederen Heim. Das Schaffen des Ferdinand Georg Waldmüller steht im Mittelpunkt, dem wohl wichtigsten österreichischen Maler dieses Zeitraums. Man wagt aber auch einen Blick über den Tellerrand: Maler der benachbarten Kronländer sind ebenso präsent. Auch ausgewählte Möbelstücke fehlen nicht.
Die Werkauswahl ist durchaus gelungen. Die Ausstellung scheitert aber daran, ihre Ausgangsthese plausibel zu machen. Diese wird nämlich außer im Titel und in den Begleitinformationen nirgends explizit thematisiert. So wirkt das Thema mehr als Vorwand, gute Bilder an die Wand zu hängen, denn als genuine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Thema. (Bis 12.2.)