Arthur Miller: Hexenjagd

Burgtheater 4.1. 2016

Regie: Martin Kusej

Reverend Parris: Philipp Hauß
Abigail Williams: Andrea Wenzl
Ann Putnam: Sabine Haupt
Thomas Putnam: Dietmar König
Bettry Parris: Irina Sulaver
Mary Warren: Marie-Luise Stockinger
Giles Corey: Martin Schwab
Reverend John Hale: Florian Teichtmeister
John Proctor: Steven Scharf
Rebecca Nurse: Barbara de Koy
Elisabeth Proctor: Dörte Lyssewski
Herrick: Daniel Jesch
Richter Harthorne: Ignaz Kirchner
Danforth, Stellvertreter des Gouverneurs: Michael Maertens
Tituba: Barbara Petritsch
Susanna Walcott: Lena Kalisch
Mercy Lewis: Christina Cervenka

Wäre es nach mir gegangen, würde derzeit Martin Kusej als einer der besten zeitgenössischen Regisseure das Burgtheater leiten. Immerhin ist er inzwischen nach längerer Zeit wieder als Regisseur präsent.

Millers Hexenjagd ist ein passendes Stück, um das Jahr 2016 abzuschließen, steht doch die Anfälligkeit der Menschen für Unvernunft & Paranoia im Mittelpunkt. Anfang 1953 uraufgeführt war es von Miller als Auseinandersetzung mit der irrationalen Kommunistenjagd der McCarthy-Ära angelegt. Als Analogie wählte der Dramatiker die in die amerikanische Geschichte eingegangene Hexenhysterie in Salem Ende des 17. Jahrhunderts. Ironischerweise ist das Religionsthema heutzutage aktueller als zur Zeit McCarthys, weshalb der indirekte Aspekt stärker als bei der Uraufführung in den Vordergrund rückt.

Kaum ein Klassiker zeigt besser, was passiert, wenn religiöser Fanatismus auf menschliche Feigheit trifft. Das Bühnenbild bringt das sehr gut auf den Punkt: Ein Wald überdimensionaler Kruzifixe ragt in den Himmel. In ihm spielt sich symptomatisch ein großer Teil der Handlung ab. Kusej inszeniert das Drama mit einer beklemmenden Langsamkeit, weshalb der Abend auch dreieinhalb Stunden dauert. Die dramatische Dehnung ist an der Grenze des Erträglichen, funktioniert theatralisch aber deutlich besser als von mir erwartet. Das Ensemble ist ohne Ausnahme stark, speziell Steven Scharf als John Proctor sei hervorgehoben. Auch die hetzerische Schmierigkeit des Reverend Parris wird von Philipp Hauß grandios auf die Bühne gebracht.

Es mag sein, dass diese Wiener Hexenjagd nicht Kusejs beste Inszenierung ist. Das reicht aber, um besser zu sein als fast alles, was in Wien am Theater sonst so zu sehen ist.

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