Filmcasino 17.3. 17
CHL, ARG, FRA, ESP 2016
Regie: Pablo Larraín
Es gäbe jede Menge konventioneller Möglichkeiten, einen Film über einen politisch verfolgten Schriftsteller zu drehen. Pablo Larraín wählt keinen dieser ausgetretenen Pfade, sondern schafft ein postmodern anmutendes Fiktionalitätsspiel, indem er einen mäßig schlauen Polizisten als Verfolger des Neruda eine prominente Perspektive einräumt. Dieser Verfolgungsjagd wird in sehr unterschiedlichen Szenen gezeigt, die einen teilweise abstrakten, teilweise leicht surrealen Einschlag haben. Es ist als hätte Pablo Larraín den gesamten Werkzeugkasten des avancierten Autorenfilms genommen, um ihn virtuos anzuwenden. So sind die einzelnen Abschnitte durchaus beeindruckend und handwerklich makellos umgesetzt. Trotzdem lässt mich der Film als Kunstwerk überwiegend kalt. Das mag auch daran liegen, dass mir der Humor des Regisseurs meist nicht amüsiert. Eventuell ist das einer jener Fälle, wo zu viel Perfektion dem Gesamtergebnis mehr schadet als nützt.