Akademietheater 13.4. 17
Regie: Jan Bosse
mit
Joachim Meyerhoff
Ein dreistündiges Solotheaterstück über eine psychische Krankheit ist zweifellos ein mutiges Theaterprojekt, zumal Romanadaptionen für die Bühne oft sehr problematisch sind. Jan Bosse steht für seine Inszenierung allerdings mit Joachim Meyerhoff der wohl beste Schauspieler seiner Generation zur Verfügung. Dass dieser Theaterabend im Triumph und mit standing ovations endet ist nicht zuletzt seinem Talent geschuldet. Wie Meyerhoff sich langsam in einen Mann mit starker bipolarer Störung verwandelt, wie er sich in ihn hineinspricht, wie er die gespenstischen Realitätsverschiebungen dem Publikum plausibel macht, sah man in dieser Form noch nie auf einer Bühne. Ergänzt wird diese schauspielerische Spirale in die „Verrücktheit“ durch seine witzige und kreative Verwendung der wenigen Requisiten. Eine Reihe hervorragender Regieideen wie die Verwendung eines Kopierers zum sukzessiven „Fotografieren“ von Meyerhoffs Körper runden diese intelligente Inszenierung ab. Die Fotokopien setzt er schließlich auf der Bühne wieder zu einer symbolträchtigen, grotesk-monströsen Figur zusammen.
Erwähnenswert ist auch das erfrischend boshafte Einbeziehen des Publikums. Mit der „Welt im Rücken“ ist übrigens die Bibliothek des Protagonisten gemeint, die er während des ersten Schubs seiner Krankheit auflöst.
Fantastisches Theater, wie man es auch in Wien nur selten geboten bekommt.