Die beste aller Welten

Filmcasino 9.9. 17

AT 2017
Regie: Adrian Goiginger

Einen international viel beachteten österreichischen Debütfilm gibt es nicht jedes Jahr. Die auf diversen Festivals durch Kritiker und Zuseher gestreuten Lorbeeren sind durchaus berechtigt. Die beste aller Welten ist eine Milieustudie aus der Salzburger Drogenszene. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive eines siebenjährigen Jungen. Der wächst mit seiner nach Heroin süchtigen Mutter in einer tristen Wohnsiedlung auf. Goiginger gelingt es hervorragend, die Wahrnehmungsperspektive des Kindes einzunehmen für das diese Drogen-WG ein selbstverständliches Umfeld ist: Die beste aller Welten. Das große Verdienst des Films ist es, dass er weder ein Sozialporno noch ein sozialpädagogisches Rührstück ist. Er zeigt dieses traurige Leben wie es ist und lässt mir als Zuseher den Raum, ein eigenes Urteil zu bilden. Der Junge will Abenteurer werden und seine Träume bekommen als Monsterjagd eine eigene filmische Ebene. Aus der Perspektive des Kindes ist die Gleichsetzung der Drogensucht mit dem Dämon seiner Fantasie auch durchaus plausibel. Während die tristen Lebensverhältnisse meist in engen Räumen gefilmt werden, taucht das schöne Salzburg bildlich nur selten als ferner Hintergrund auf. Der Film packt das Publikum zu Beginn und lässt uns bis zum Ende nicht mehr los.

Das Ende ist es allerdings, das mir die Freude etwas trübt: Das Christentum als Retter von der Drogensucht inklusive einem happy ending. Dem Abspann nach hat sich diese Geschichte tatsächlich so ähnlich zugetragen, was meinen Einwand natürlich relativiert. Trotzdem wäre der Film ästhetisch stärker mit einem offenen Ende gewesen.

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