Burgtheater 1.3. 18
Regie: Stefan Bachmann
jedermann: Markus Hering
jedermanns frau: Katharina Lorenz
jedermanns mutter: Elisabeth Augustin
buhlschaft tod Barbara Petritsch
dicker vetter Markus Meyer
dünner vetter Sebastian Wendelin
armer nachbar/gott: Oliver Stokowski
mammon/gute werke: Mavie Hörbiger
Hofmannsthals Jedermann ist anachronistischer Moralkitsch, der dank des jahrzehntelangen erfolgreichen Marketings der Salzburger Festspiele zu einem der bekanntesten österreichischen Dramen wurde. Eine Art früher Paulo Coelho. Schon bei der Berliner Uraufführung am 1. Dezember 1911 durch Max Reinhard war es formal und inhaltlich nicht viel mehr als eine plumpe Transposition eines mittelalterlichen Moralstücks in die Gegenwart. Eine Gegenwart, die Stücke von Strindberg, Ibsen oder Hauptmann auf die Bühne brachte. Ginge es nach mir, wäre Jedermann längst aus dem Kanon verschwunden. Immerhin eignet sich das Drama als Beispiel, dass die Zeit nicht zwangsläufig schlechte Qualität aus der Kulturgeschichte beseitigt.
Das Burgtheater beauftragte nun Ferdinand Schmalz damit, diesen literaturgeschichtlichen Unfall zu modernisieren. Ihm gelingt das auch sehr passabel, indem er den ärgsten religiösen Kitsch beseitigt und Jedermann in die Welt der Hochfinanz transponiert. Aber auch er kann ein schlechtes Stück nicht in ein literarisches Highlight verwandeln. Was Inszenierung und schauspielerische Leistung angeht, ist der Abend aber sehr erfreulich. Bachmanns Regieidee, ein hoch in der Mitte der Bühne trommelartiges „Hamsterrad“ zu verwenden, funktioniert ebenso ausgezeichnet wie der Minimalismus der Ausstattung und der Kostüme die Einfachheit der Textstruktur spiegelt. Hier wurde einmal mehr viel Theaterkompetenz am falschen Objekt erprobt.