Burgtheater 19.05. 18
Regie: Antú Romero Nunes
Macbeth/Hexe: Ole Lagerpusch
Lady Macbeth/Hexe: Christiane von Poelnitz
Duncan/Banquo/Lady Macduff/Hexe: Merlin Sandmeyer
Sängerin und Pianistin: Paloma Siblik
Man kann Macbeth gut als anthropologische Meditation über die menschliche Natur lesen. Als Reflexion über die Machtgier und das Böse als Teil der menschlichen Existenz. Die Inszenierung des Antú Romero Nunes‘ lässt nun ausgerechnet diese spannende Reflexion Shakespeares ins Leere laufen. Er überhöht Macbeth nämlich grotesk ins Zombiehafte. Damit nimmt er dem Bösen bildhaft die Menschlichkeit und schwächt Shakespeares anthropologische Schärfe ab. Ob der Regisseur das Stück nicht ausreichend versteht oder ihn dieser Punkt nicht interessiert, ist sekundär. Das Ergebnis ist ein großes Shakespeare-Missverständnis. Die Fragen des Bösen und des Hasses waren schon lange gesellschaftlich nicht mehr so relevant wie dieser Tage. Desto ärgerlicher ist diese vertane Chance, sich auf hohem theatralischem Niveau damit auseinanderzusetzen.
Intrinsisch funktioniert Nunes‘ Regieidee allerdings durchaus. Von der grotesken Schauspielerführung über die Reduktion der Zahl der Darsteller bis zu einigen sehr gelungenen Theaterbildern. Wem das genügt, der wird seine Freude an dem Abend haben. Ich hätte freilich lieber eine intellektuell satisfaktionsfähige Auseinandersetzung mit Shakespeare gesehen.