27.10. bis 4.11.18
Ödon von Horvath im Theatermuseum unterscheidet sich positiv von anderen Autorenausstellungen, indem teilweise augenzwinkernd mit symbolträchtigen Requisiten gearbeitet wird, um uns Horvaths Theaterwelt nahe zu bringen. So liegen etwa neben Biertischen teils zerbrochene Bierkrüge. Ein starkes Symbol auch für die gegenwärtige Stammtischpolitik. Die Dramen des österreichischen Schriftstellers sind aktueller denn je, zeigen sie doch auch welche Auswirkungen ökonomische Ungleichheit auf die Menschen und ihr politisches Denken haben. Insgesamt eine informative Hommage an Leben & Werk. (Bis 11.2.)
Nach meiner Japanreise vor einem Jahr, interessiert mich diese Kultur nach wie vor sehr stark. Die Faszination Japan im Kunstforum will ich mir deshalb nicht entgehen lassen. Die Kuratoren versuchen, die europäische Japanmode – heute würde wir es „Hype“ nennen – auf die Kunst nachzuzeichnen. Speziell auf französische Künstler wie Gaugin und österreichische Künstler wie Klimt. Damit sind nicht nur japanische Motive in europäischen Bildern gemeint, die es in großer Zahl gibt, sondern vor allem auch ästhetische Einflüsse was die Komposition der Gemälde angeht. Durch die direkte Gegenüberstellung von japanischen mit europäischen Werken kann man diesen Prozess sehr gut nachvollziehen. (Bis 20.1.)
Mit Verhüllt, enthüllt! Das Kopftuch wagt sich das Weltmuseum erfreulicherweise an eine politische Ausstellung. In der aktuellen öffentlichen Diskussion wird die Frage des Kopftuchs und dessen Verbots primär dazu genutzt, xenophobes Kleingeld zu machen. Hier dagegen wird die kulturhistorische Tradition der Kopfbedeckung in mehreren Stationen aufgearbeitet. Man verdrängt ja gerne, dass das Kopftuch bis weit in die Nachkriegszeit hinein in Österreich eine populäre „sittliche“ Kopfbedeckung war, was hier mit diversen Exponaten belegt wird. Der geographische Rahmen wird aber weit gespannt und auch männliche Kopfbedeckungen werden einbezogen. Historische Fakten gegen Polemik also und damit ein wichtiger Beitrag zu dieser unleidlichen Debatte. (Bis 26.2.)
Eine der großen Blockbuster-Ausstellungen des Jahres ist Bruegel im Kunsthistorischem Museum. Richtig ist, dass so viele Werke des Niederländers auf einmal noch nicht zu sehen waren, und die Kuratoren hier viele hochkarätige Leihgaben zusammentrugen. Die Werke sind denn naturgemäß auch sehr beeindruckend. Ansonsten sind die Begleitinformationen aber nur durchschnittlich. Es werden zwei Forschungsprojekte vorgestellt, einmal zur Restaurierung, einmal zur Arbeitsweise des Künstlers anhand der Zwei Affen. Trotz Zeitfenster ist die Schau sehr voll. Die Wiener Bruegel-Bilder sieht man sich also besser wieder in Ruhe nach der Ausstellung an. (Bis 13.1.)
Auch das Naturhistorische Museum will anscheinend einen Kommentar zur Gegenwart liefern: Krieg – Auf den Spuren einer Evolution. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung des Kriegshandwerks aus archäologischer Perspektive. So werden die ersten nachweislichen Gewalttaten und größere Gewaltausbrüche in (Mittel)Europa thematisiert. Ebenso die kontinuierliche Weiterentwicklung der offensiven und defensiven Militärtechnik. Am umfangreichsten wird eine Schlacht des Dreißigjährigen Kriegs beleuchtet. Das ist alles kompetent und interessant präsentiert. Ich vermisse jedoch die anthropologische Sicht auf das Thema. In den letzten Jahren sind jede Menge Bücher über Anthropologie & Gewalt erschienen. Es hätte gutgetan, diese Debatte in welcher Form auch immer einzubeziehen. (Bis 28.4.)
Im Prunksaal der Nationalbibliothek geht man anlässlich des 650. Jubiläums in Schatzkammer des Wissens der eigenen Geschichte nach. Von der Gründung des Hauses bis zur Digitalisierung wird diese Entwicklung in unterschiedlichen Stationen gezeigt. Wie immer gibt es für jede Station veranschaulichende Vitrinen mit teilweise sehr schönen alten Büchern bzw. anderen Dokumenten. (Bis 13.1.)
Eine wunderbare Ausstellung ist Leonard Bernstein. Ein New Yorker in Wien im Jüdischen Museum am Judenplatz. In zwei Räumen wird Bernsteins Begegnung mit Wien anhand von vielen Dokumenten und Devotionalien porträtiert. Ergänzt durch eine Reihe von Videos. Sie zeigen wie sich Bernsteins Beziehung zu Wien vom frühen Skeptizismus wegen der mangelnden Vergangenheitsbewältigung zu großen künstlerischen Erfolgen entwickelt. Man denke nur daran, wie er den Wiener Philharmonikern erfolgreich Mahler nahebrachte. (Bis 28.4.)
Ebenfalls im Jüdischen Museum wird in Kabbalah die Geschichte der jüdischen Mystik thematisiert. Als jemand ohne Vorwissen fühle ich mich hier allerdings nur ungenügend abgeholt. Es werden jede Menge kabbalistischer Gegenstände ausgestellt und eine Geschichte der Bewegung gezeichnet. Die Erläuterungen sind für Einsteiger aber alle sehr knapp. Ich hätte mir hier mehr Material über die Kabbalah erwartet, also mehr Metabene zum Thema.(3.3.)
Die letzte Ausstellung in dieser Urlaubswoche ist Karl Marx in Wien. Nicht sehr aufregend: Eine Reihe von Schautafeln und ein paar Exponate rund um seinen kurzen Wiener Aufenthalt. Aber der Rote Waschsalon ist ja immer einen Besuch wert. (Bis 20.12.)