Comics lese ich nur sehr selten. Das letzte war „Persepolis“ als Vorbereitung für meine Iran-Reise. Maus ist mir seit dessen Erscheinen als jene graphic novel bekannt, welche es geschafft habe, adäquat den Holocaust zu thematisieren.
In der Tat gelingt Spiegelman dieser unwahrscheinliche künstlerische Akt. Das liegt nicht nur daran, dass die gewählten Tier-Analogien gut funktionieren (Juden als Mäuse, Nazis als Katzen), sondern weil er erzählerisch auf einen radikal autobiographischen Ansatz setzt und sein Werk auf mehreren Ebenen selbstreferenziell bricht. Spiegelman „selbst“ tritt als erfolgloser Comicautor im Buch auf, der seinen Vater zu seinen Erlebnissen während der Nazizeit interviewt und daraus dann die Comics macht. Dieser Schwerpunkt auf eine Gegenwartshandlung und darin die Schilderung des psychischen Traumas seines Vaters, das sich primär in Alltagsverschrobenheiten äußert, funktioniert als struktureller Kontrapunkt zur Schilderung des Holocaust. Letzterer macht denn auch nur einen kleinen Teil des Buches aus. Eine beeindruckende historische wie auch künstlerische Leistung.
Art Spiegelman: The complete Maus. (Penguin Books)