Hauptmann: Die Ratten

Burgtheater 13.4. 19

Regie: Andrea Breth

Harro Hassenreuter, ehemaliger Theaterdirektor: Sven-Eric Bechtolf
Sein Frau: Sylvie Rohrer
Walburga, seine Tochter: Marie-Luise Stockinger
Pastor Spitta, Vater von Erich Spitta: Roland Koch
Erich Spitta, ehemaliger Theologiestudent: Christoph Luser
Alice Rütterbusch, Schauspielerin: Andrea Wenzl
Käferstein, Schüler Hassenreuthers: Stefan Hunstein
Herr John, Maurerpolier: Oliver Stokowski
Frau John, Putzkraft von Hassenreuther: Johanna Wokalek
Bruno Mechelke, ihr Bruder: Nicholas Ofczarek
Pauline Piperkarcka, Dienstmädchen: Sarah Viktoria Frick
Frau Sidonie Knobbe: Andrea Eckert
Selma, ihre Tochter: Alina Fritsch

Angeblich die Wiener Abschiedsinszenierung der Andrea Breth. Das wäre sehr schade, verdanke ich ihr doch viele der besten Theaterabende in Wien. Ihr Respekt gegenüber den Texten bei gleichzeitigem Finden sehr treffender moderner Theaterbilder für Klassiker ist eine ästhetisch nur schwer zu übertreffende Kombination.

Beide Stärken kommen auch beim heutigen Abend wieder zum Tragen. Mit einer Einschränkung, was den Text angeht. Hauptmann lässt die unterprivilegierten Bewohner der schäbigen Mietskaserne des Stücks in einem breiten Dialekt sprechen. Das ist strukturell eines der wirkungsvollsten Kontrastelemente zum Theaterdirekter Hassenreuther und seinen Kreisen, die ein gehobenes Bildungsdeutsch sprechen. Dass die hochgestochenen Worte des Direktors sehr oft hohl klingen, verstärkt diesen Effekt nur. In der gespielten Fassung sprechen aber leider alle Theaterhochdeutsch, was dieses wichtige ästhetische Element neutralisiert.

Das Bühnenbild mit den leicht durchsichtigen gewellten Plexiglaswänden, den mit zerknülltem Papier übersäten Boden und den großen Rattenskulpturen auf der Drehbühne schaffen im Laufe des Abends die gewohnten großartigen Bilder. Nicht zuletzt dank vieler „skulpturaler“ Statisten.

Hauptmanns spätnaturalistisches Stück dagegen überzeugt mich nur mehr bedingt: Es will zu viel auf einmal. Nicht nur soll das soziale Elend angeprangert werden, es soll gleich auch noch einen Kritik an der Weimarer Theaterästhetik sein. Mit heutigen Augen gesehen, wirkt die überladene Elendshandlung immer wieder wie ein Sozialporno. Weniger wäre hier mehr gewesen.

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