The Handmaid’s Tale (TV)

Inzwischen ist es ja ein Allgemeinplatz darauf hinzuweisen, dass sich das Fernsehen zu einem erstklassigen narrativen Medium entwickelte: Alle schauen Serien. Die meisten sind durchschnittlich, einige sind herausragend und nur sehr wenige sind brillante Kunstwerke. Zu diesen zähle ich The Handmaid’s Tale, die Verfilmung des gleichnamigen Romans der Margaret Atwood.

Sie beschreibt eine religiös-fundamentalistische Dystopie, in der die wenigen noch gebärfähigen Frauen in einem pseudoreligiösen Ritual von den herrschenden Männern regelmäßig vergewaltigt werden, um Nachwuchs sicherzustellen. Eine Gesellschaft von christlichen Taliban mit mittelalterlichen Bestrafungsritualen. Dieses düstere, brutale und zutiefst menschenfeindliche Umfeld wird nun mit einer Schonungslosigkeit gezeigt, wie wohl bisher nie im „Mainstream“-Fernsehen. Die Atmosphäre ist fast durchgängig dunkel und hoffnungslos. Gleichzeitig ist diese Gegenwelt natürlich eine starke politische Botschaft, speziell für das Trump-Land, in dem ein notorischer Sexist im Oval Office residiert.

Abgesehen von der narrativen Qualität der Serie ist sie auch schauspielerisch exzellent: Elisabeth Moss ist als Offred phänomenal ausdrucksstark, nicht nur, aber vor allem auch in den vielen Close-Ups. Wer wissen will, wie ästhetisch anspruchsvoll das Medium Fernsehen heute sein kann, sollte sich diese Serie auf keinen Fall entgehen lassen.

Ein Gedanke zu „The Handmaid’s Tale (TV)

  1. Es wäre vielleicht noch hinzuzufügen, dass nur die erste Staffel eine Verfilmung des Romans von Atwood ist. Mit Beginn der 2. Staffel stelle ich denn auch eine Verflachung insbesondere der narrativen Mittel fest. Wo es der 1. Staffel viel um Motivierung der Figuren und Plausibilität der erzählten Welt ging, herrscht in der 2. ein zunehmend kolportagehafter misery porn.

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