Nach dem brillanten Sapiens – A Brief History of Humankind [Notiz] und seinem zweiten Buch Homo Deus. A Brief History of Tomorrow [Notiz] will ich mir natürlich auch sein jüngstes nicht entgehen lassen. Sapiens macht Harari völlig zurecht zu einem weltweiten intellektuellen Star. Homo Deus finde ich schon merklich schwächer und die 21 Lessons for the 21st Century lassen qualitativ wieder etwas nach. Das ist jetzt allerdings vom exzellenten ersten Buch ausgehend nicht so abwertend gemeint, wie es vielleicht klingt. Etwas schwächer als „brillant“ ist immer noch sehr gut. Lesenswert sind die 21 Lessons alle Mal.
Man kann Harari nicht vorwerfen, dass er aus seiner Bekanntheit Buchkapitel schlagen will, und deshalb in relativ kurzen Abständen neue Bücher erscheinen. Dieses basiert denn auch auf Artikeln, die in diversen Zeitschriften erschienen sind, und sie behandeln eine Vielzahl von relevanten Problemen der Gegenwart. Das ist einerseits von der Breite her beeindruckend, andererseits kann Harari nicht zu jedem Weltproblem etwas brillant Neues beitragen. Einiges hat man schon anderen Orts gelesen. Solche Anregungen sind aber im Text selten erwähnt, sondern stecken (immerhin) in den Endnoten versteckt. Insgesamt sind die behandelten Themen (von AI über Digitalisierung der Arbeitswelt bis hin zu Religion & Meditation, um nur wenige herauszugreifen) aber fast ausnahmslos sehr geistreich und gut geschrieben abgehandelt. Als Entschädigung für das bereits Bekannte sind andere Einsichten dafür wieder unerwartet treffend, und für diese Absätze alleine lohnt sich die Lektüre. Verblüfft hat mich das sehr religionskritische Kapitel über die Geschichte des Judentums. Er geht hier schonungslos mit mit dem Judentum um. Das finde ich auch deshalb erfrischend, weil ich prinzipiell der Meinung bin, man sollte sich immer erst kritisch mit dem eigenen kulturellen Hintergrund beschäftigen, bevor man etwa gegen den Islam publizistisch ins Feld zieht.
Mein Wunsch wäre, dass sich Harari jetzt mit seinem nächsten Buch mehrere Jahre Zeit lässt, und versucht an die Brillanz des Sapiens anzuschließen.
Yuval Noah Harari: „21 Lessons for the 21st Century“ (Penguin) [Hörbuch]
