Theater in der Josefstadt 5.1. 20
Regie: Elmar Goerden
Johannes: Herbert Föttinger
Rebekka: Katharina Klar
Kroll: Joseph Lorenz
Ich frage mich, woher Menschen wie Ulf Stengl die Chuzpe nehmen, Klassiker umzuschreiben. Erliegen Sie dem Irrglauben, sie seien die besseren Dramatiker? Halten sie das Publikum für zu blöd, mit sperrigeren Stücken umzugehen? Trauen sie den Zusehern nicht zu, ihre eigenen Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen? Verstehen sie selbst die klassischen Dramen nicht?
Ulf Stengl jedenfalls verwandelt Ibsens selten gespielten Klassiker in einen deutlich schlechteren Theatertext als das Original. Statt struktureller und semantischer Ambiguitäten bringt er aktuelles Empörungstheater auf die Bühne. Er schert sich keinen Deut, um die ursprünglichen Intentionen Ibsens, sondern konterkariert den Kern der Handlung durch das Gegenteil: Er verwandelt Johannes Rosmer von einem liberalen Intellektuellen in einen verklemmten Nazi. Ein Rätsel, warum der gute Mann nicht einfach ein eigenes Stück schreibt. Ein gewisses dramatisches Talent lässt sich ja durchaus feststellen.
Schauspielerisch wird der verhunzte Ibsen gar nicht so schlecht auf die Bühne gebracht. Allerdings wird hier viel Talent für einen zweitklassigen Theatertext vergeudet.