Was Kriegsdokumentationen angeht, setzt diese auf Netflix angebotene zehnteilige Serie mit einer Laufzeit von über 17 Stunden neue Maßstäbe. 2017 zuerst auf PBS ausgestrahlt zeichnet sie gerade für amerikanische Verhältnisse ein ungewöhnlich schonungsloses Bild über das historische Desaster des Vietnamkriegs. Formal ist das Format nicht revolutionär: Es wird sehr viel auf Zeitzeugen von allen Seiten und allen sozialen Schichten gesetzt, 79 insgesamt, die teilweise immer wieder und sehr ausführlich zu Wort kommen, sowie auf viel dokumentarisches Filmmaterial. Auch sehr brutale Videos und grausame Fotos werden nicht ausgespart, ohne dass auch nur der Verdacht von Gewaltpornographie aufkäme.
Positiv fällt ebenfalls auf, wie ausführlich die Auswirkungen des Kriegs auf die amerikanische Gesellschaft thematisiert werden. Mir war gar nicht mehr so präsent, dass es in den USA teilweise bürgerkriegsähnliche Zustände mit Toten gab. Eine große Empfehlung für alle historisch Interessierten mit starken Nerven.