Als kulturhistorisch Vorgebildeter weiß man, dass apokalyptische Vorstellungen eine zentrale Rolle in christlich geprägten Ländern spielen. Seit Jahrtausenden wird der Untergang der Menschheit gruselnd vorher gesagt. Deshalb liegt die Versuchung nahe, die aktuellen Warnungen vor der Klimakatastrophe zu bagatellisieren. Wir sind jetzt aber sehr wahrscheinlich in der Situation des Hirten, der zu oft „Wolf“ geschrien hat, und dem niemand mehr zu Hilfe kommt, wenn die Wölfe wirklich auftauchen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sich jedenfalls einig: Es wird ernst für die Menschheit. David Wells-Wallace fasst in seinem nicht allzu umfangreichen Buch zusammen, was der Stand der Forschung hergibt, wenn sich das Klima um mehrere Grad erwärmen wird. Er geht dabei nach einem langen Abschnitt über mögliche Wechselwirkungen thematisch vor. In elf Kapiteln beschreibt er die potenziell katastrophalen Auswirkungen. Von der Nahrungsversorgung, über Wasserprobleme bis hin zu militärischen Konflikten. Darunter auch Fakten, die mir als vergleichsweise intensiver Beobachter des Weltgeschehens so nicht bewusst waren. Etwa die Auswirkung von höheren Temperaturen auf Pandemien. So gab es bereits Fälle wo alte Infektionskrankheiten durch das Schmelzen von Eis wieder reaktiviert wurden.
Der dritte große Abschnitt des Buches analysiert den medialen und politischen Umgang mit diesen Fakten, aber auch mögliche Problemlösungsstrategien. Er warnt etwa davor, zu viele Hoffnungen auf technologische Lösungen zu setzen.
Alles in allem eine düstere Lektüre. Leider wissenschaftsbasiert.
David Wells-Wallace: The Uninhabitable Earth. Life after Warming (Tim Duggan Books)